In der Zahnmedizin wird Botox in den Masseter-Muskel injiziert, um dessen Aktivität gezielt zu verringern. Dieser innovative Ansatz kann starke Beschwerden wie Zähneknirschen, Schmerzen im Kiefergelenk, Migräne oder Symptome der Craniomandibulären Dysfunktion (CMD) effektiv angehen. Die Verkleinerung des Kaumuskels hat auch einen kosmetischen Nebeneffekt und verleiht dem Gesicht eine schlankere Kontur. Wichtig ist, dass die Botox-Behandlung von einem Zahnarzt mit Spezialisierung im Bereich Funktion durchgeführt wird.
Autor: Dr. Henning Emmelius
Letzte Aktualisierung: 29.01.2025
Botox ist – wie an manchen Stellen behauptet – kein Schlangengift, sondern ein neurotoxisches Protein, auch bekannt als Botulinumtoxin, Botulinum oder Botulinustoxin. Es wird von Bakterien in Laboren produziert und hat die Fähigkeit, die Übertragung von Nervensignalen auf Muskeln und Drüsen zu blockieren.
Diese Wirkung wird unter anderem in der Zahnmedizin genutzt.
Botox blockiert gezielt bestimmte Nervenimpulse, was zu einer Entspannung der behandelten Muskeln führt. Der reduzierte Muskeltonus sorgt zudem auch dafür, dass sich die Haut glättet. Botox hat in diesem Bereich einen einzigartigen Effekt, da es keine Auswirkungen auf die Nervenübertragung hat, die für Hautempfindungen zuständig sind.
Die Wirkung setzt nach etwa 2 bis 3 Tagen ein und hält in der Regel etwa 3 Monate an. Bei wiederholter Anwendung kann sich die Wirkung verlängern. Zudem beugt Botox der Entstehung von statischen Falten vor und verzögert deren Bildung.
Botox wird heutzutage immer breiter eingesetzt. Die häufigsten Anwendungsgebiete sind:
Ein weiteres Einsatzgebiet sind Botox-Injektionen in den Kaumuskel (Masseter) im Bereich der Zahnmedizin.
In der Zahnmedizin wird Botox zur Entspannung des Kaumuskels (Masseter) eingesetzt. Zahnmedizinische Erkrankungen im Zusammenhang mit der Funktion (Biss) haben oftmals zur Folge, dass der Musculus masseter stark vergrößert und/oder verspannt ist. Gezielte Botox-Injektionen in diesen Muskel können hier deutliche therapeutische Erfolge erzielen.
Bruxismus (Zähneknirschen) beschreibt das unbewusste Knirschen oder feste Aufeinanderpressen der Schneide- und Backenzähne, das häufig während der Schlafphase in der Nacht auftritt. Die Erkrankung wird häufig durch Stress verursacht und kann viele Folgesymptome begünstigen.
Durch eine Zahnschiene können die Zähne vor einer Abnutzung (Abrasion) durch den Bruxismus geschützt werden. Wird das Zähneknirschen durch einen falschen Biss ausgelöst oder begünstigt, ist ebenfalls eine Aufbissschiene das Mittel der Wahl. Botox-Injektionen in den Masseter behandeln dagegen die Ursache eines stressbedingten Bruxismus selbst, indem der das Zähneknirschen bewirkende Muskel direkt entspannt wird.
Kiefergelenkschmerzen oder -beschwerden werden häufig durch eine schmerzhafte Verspannung und Überfunktion des Masseters ausgelöst. Hier ermöglicht Botox eine schmerzlindernde und zugleich kausale Behandlung.
Die Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) bezeichnet eine Funktionsstörung im Kausystem. Sie kann zahlreiche Symptome bewirken, Schmerzen im Kopfbereich und sogar im gesamten Körper. Der Ansatz von Botox ist auch hier durch die Entspannung des Masseters eine insgesamte Entlastung das funktionalen Systems zu erreichen.
Bei einer Botox-Behandlung werden kleine Mengen des Wirkstoffs Botulinumtoxin A direkt in die Musculus masseter injiziert. Es wird eine sehr feine Nadel verwendet, die Einstichstellen sind daher in der Regel kaum sichtbar. Die Behandlung dauert etwa 10 bis 15 Minuten und verursacht in der Regel keine Schmerzen. Eine Betäubung ist nicht erforderlich, es kann jedoch auf Wunsch eine örtliche Betäubungssalbe angewendet werden. Nach der Behandlung können Sie sofort Ihren gewohnten Aktivitäten nachgehen, da keine Ausfallzeiten entstehen.
Nach einer Botox-Behandlung sollten Sie auf Folgendes achten:
Für eine Botox-Behandlung des Masseters sind entscheidend:
Die Injektion von Botox in den Masseter sollte aus mehreren Gründen von einem Zahnarzt durchgeführt werden:
Botox-Injektionen in den Masseter werden oft auch von Ärzten anderer Fachrichtungen angeboten. Mangels Spezial-Wissen können hierbei weiterreichende suboptimale Ergebnisse entstehen (Veränderung des Bisses, eingeschränkte Kaufunktion, ….).
Ja, sehr große. Entscheidend sind zahnmedizinisches Spezialwissen, Qualifikation und Erfahrung im Bereich Funktion des Kauorgans.
Bei richtiger Anwendung sind Risiken praktisch ausgeschlossen. Botox wird nur bei einer Überdosierung gefährlich. Der Wirkstoff kann nicht ins Gehirn gelangen oder sich im Körper verteilen, sondern bleibt in unmittelbarer Nähe der Injektionsstelle.
Das größte Risiko entsteht durch mangelnde Erfahrung, unsachgemäße oder illegale Anwendungen, oder durch unseriöse Anbieter, wie etwa in Kosmetikkabinen, beim Friseur oder bei sogenannten „Botox-Partys“.
Botox sollte in folgenden Fällen nicht verwendet werden:
Botox lässt sehr gut mit anderen zahnmedizinischen Behandlungen kombinieren, z. B. mit einer Aufbissschiene oder Bissanpassung.
Botox hat sich über Jahrzehnten und millionenfacher Anwendung in verschiedenen Bereichen als sicher erwiesen. Zahlreiche medizinische Studien bestätigen, dass keine Langzeitnebenwirkungen bekannt sind. Zudem führt Botox weder zu körperlicher noch seelischer Abhängigkeit.
Die Geschichte von Botox ist vergleichsweise kurz. 1946 wurde erstmals der Wirkstoff Botulinumtoxin A aus dem Bakterium Clostridium botulinum isoliert. Schon bald erkannte man die nervenblockierende Wirkung dieses Stoffes auf die Muskulatur. Es dauerte jedoch bis fast 1990, bis das erste Botox-haltige Medikament in den USA auf den Markt kam – zunächst zur Behandlung bestimmter neurologischer Erkrankungen. Dr. Alan Scott stellte dabei als „Nebenwirkung“ eine Reduzierung von Gesichtsfalten fest. Ab etwa 1995 wurde Botox zunehmend in niedrigeren Dosen zur Glättung von Mimikfalten eingesetzt, wodurch es weltweit bekannt wurde.
In Europa ist Botulinumtoxin Typ A unter verschiedenen Handelsnamen erhältlich, wie beispielsweise Botox, Vistabell, Azzalure, Dysport, Xeomin oder Bocouture. Obwohl „Botox“ ein eingetragener Markenname ist, hat sich dieser Begriff inzwischen als allgemeine Bezeichnung etabliert.
Bei der Herstellung einiger Botulinumtoxin-A-Präparate werden leider Tierversuche zur Chargenfreigabe eingesetzt. In unserer Zahnarztpraxis in Wiesbaden verwenden wir ausschließlich Botox-Produkte, die ohne Tierversuche auskommen.
Botox-Injektionen haben den ästhetischen Nebeneffekt, dass sie das Gesicht durch die Reduktion des Kaumuskels seitlich (deutlich) schmälern. Dies wird als verjüngend und verschönernd empfunden.
Ja. Das funktionale Zusammenspiel des Kauorgans ist komplex, und sollte immer ganzheitlich untersucht und betrachtet werden.
Nur ein qualifizierter Zahnarzt kann beurteilen, ob Botox-Injektionen in den Masseter zielführend sind, und ob diese als Monotherapie ausreichen oder durch begleitende zahnmedizinische Behandlungen unterstützt werden sollten.
Die Kosten für eine Botox-Behandlung des Masseters lassen sich nicht pauschal festlegen. Sie variieren je nach Ihrem individuellen Befund. Grundsätzlich richtet sich das Honorar nach der gesetzlichen GOÄ/GOZ. Die Kosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen. Bei Privatpatienten ist der individuelle Tarif entscheidend.
Unsere Zahnartpraxis „Zahnärzte am Kurhaus“ ist auf funktionale Behandlungen des Kauorgans spezialisiert. Wir bieten:
Was sollte man vor einer Botox-Behandlung beachten?
Etwa eine Woche vor der Behandlung sollten blutverdünnende Medikamente abgesetzt werden. In den 24 Stunden vor der Behandlung sollten auch Alkohol und Nikotin gemieden werden. Am Tag des Termins empfiehlt es sich, auf Make-up zu verzichten.
Kann die Botox-Behandlung beliebig oft wiederholt werden?
Ja, die Behandlung kann wiederholt werden. Tatsächlich verlängert sich die Wirkdauer von Botox mit jeder Anwendung.
Muss mit Ausfallzeiten gerechnet werden?
In der Regel nicht. Nach der Behandlung können Sie sofort Ihren gewohnten Aktivitäten nachgehen. Es gibt jedoch bestimmte Dinge, die in den ersten 24 Stunden vermieden werden sollten (siehe oben).
Entstehen Schmerzen?
Normalerweise sind keine Schmerzen zu erwarten.
Wie erfolgt die Betäubung?
Eine spezielle Betäubung ist in den meisten Fällen nicht notwendig. Auf Wunsch kann jedoch eine örtliche Betäubungssalbe aufgetragen werden, um den Einstichkomfort zu erhöhen.